Ich habe das aller größte Los gezogen. Ich habe vier großartige
Geschwister, die mein Leben zu dem Tollsten machen. So wird aus einer pre-nächtlichen-kurz-Depression
etwas sehr cooles. Ich habe ganz viele tolle Nachrichten von Frauen UND Männern
bekommen. Denn am Ende des Tages scheinen wir uns alle gleich zu fühlen. Heute
ist ein besserer Tag, der "richtig" begonnen hat und dann ist es mit
der Konsequenz auch viel leichter. Am meisten hat meine Schwester Sinikka dazu
beigetragen. Sie hat mir eine Antwort auf meinen Blog Eintrag geschrieben und
mir gezeigt, wie sehr sich die Wahrnehmungen unterscheiden.
Einen tollen und gesunden und glücklichen Tag euch allen. Bewegt euch,
esst gut und habt Spaß.
Und Danke Sinikka:
Ich habe den Beitrag meiner großen Schwester gelesen.
Meiner riesen Schwester, wie es mir so oft vorkommt. Dass Vigdis Schokolade, Brötchen,
Nudeln oder andere Kohlehydrate zu sich nimmt, bleibt selbst mir verborgen. Sie
hat einen Schlüssel für meine Wohnung. Leider begegnen wir uns dennoch nur noch
selten und eigentlich nie in meiner Wohnung, obwohl ich ihre Anwesenheit im
Nachhinein immer entdecke. Proteinriegel im Kühlschrank, Proteinpulver auf dem
Küchentisch, leere Fleischverpackungen und neulich habe ich eine Tüte voll
grauem Inhalt gefunden, der Kaninchenfutter ähnelte – optisch sowie
geschmacklich. Welcher verrückte Mensch ernährt sich bitte so? Ich auf jeden
Fall nicht. Ich bunkere in meinen Tiefkühlschrank Kinderriegel. Ich hasse
Schokolade, aber Kinderriegel tief gefroren sind einfach das Göttlichste. Ich
habe keinerlei Disziplin was Ernährung angeht. Nachts, wenn Vigdis und ich um 6
Uhr von der Arbeit zurückkommen, muss sie immer mit mir zum Altona-Bahnhof
fahren, wo ich mir bei Ditsch eine fettige Salamipizza reinhaue. Ein Traum für
meine Oberschenkel. Aber daran denke ich nicht, wenn ich genüsslich in die noch
warme Pizza beiße und mir später die fettige Soße von den Fingern lecke. Ich
bin ekelhaft was Essen angeht. Nicht so Vigdis. Sie ist mein Vorbild was
Disziplin bezüglich Ernährung und Fitness angeht. Morgens um 5 wenn ich gerade
meine zweite Tiefschlafphase beginne, steht sie auf, schmeißt sich in den
Fitnesszwirn und radelt ins Studio. Ich wälze mich derweil in meinem Bett in
dem ich mich noch weitere 7 Stunden aufhalten werde.
Wenn ich aufwache werde ich halb ausgetrunkene
Kaffebecher in meiner Wohnung finden, mich darüber aufregen, dass der Fernseher
und andere Stromquellen noch an sind und daraufhin wissen, dass meine große
Schwester mal wieder zu Besuch war. Ich stehe um 13 Uhr müde auf, gehe ins Bad
und blicke in den Spiegel. „Schönheitsschlaf habe ich die letzten 17 Stunden
wohl nicht betrieben“ geht es mir durch den Kopf, während ich in mein
verquollenes Gesicht blicke.
Selbst – und Fremdwahrnehmung ist etwas Verblüffendes. Vigdis
findet ihre Beine dick, ihren Po zu groß und denkt sie ernährt sich
katastrophal. Ich finde sie schön, durchtrainiert und dünn und sowas von
diszipliniert, dass ich mir manchmal wünschte etwas davon abzubekommen. Und wie
finde ich mich? Natürlich anders als Vigdis mich beschreiben würde. An zwei
Tagen im Monat gucke ich in den Spiegel und sehe eine ausgeschlafene, frische
und dünne Frau, die sich dann die restlichen 28 Tage versteckt. An diesen Tagen
ist es schön eine große, wunderschöne Schwester zu haben, die dank
Fremdwahrnehmung ein anderes Bild von ihr hat. Wenn ihr also später euren
Kindern etwas Gutes tun wollt, dann schenkt ihnen Geschwister, die einem immer
wieder das Gefühl geben toll, wunderschön und unersetzlich
zu sein.
Unendlich viel
Liebe <3