Wednesday, September 24, 2014

Ich liege gerade bei meiner Schwester im Bett. Sie hat aus irgendeinem Grund den Fernseher abgeschafft. Ich habe also nichts zu tun und muss einzig und alleine mit meinen Gedanken einschlafen. Das klappt nie. Und da sich der Akku meines iphones dem Ende neigt, kann ich nicht einmal ??? als Einschlafunterstützung hören. Was nun? Über meinen Tag nachdenken. Keine gute Idee, denn heute war ein unnötiger Tag. Um 5 hat der Wecker geklingelt. Nein, zu kaputt um zum Training zu gehen. Wieder eingeschlafen. Aufgewacht. Verdammt, ich war nicht beim Training. Ich stehe auf und  frühstücke.  Zwei Brötchen. Fürs gute Gefühl Dinkel. Ist aber auch irrelevant, wenn ich dazu Butter, Käse, sechs Eier, etwas Obst und ein Schokomüsli esse. Plus einen riesengroßen Milchkaffe. Vor allem heute konnte ich es mir nicht leisten. Aber gegessen hab ich es trotzdem. Damit war der Tag gelaufen. Kreislauf im Keller, ich bin gar nicht richtig wach geworden und unglaublich voll gefressen. Das fatale ist, dass man nach dem man morgens beschissen angefangen hat auch gar nicht wieder aufhört. Das begründet man dann vor sich selber damit, dass dieser Tag im Kampf für das "bessere Ich ",  ja sowieso verloren sei. Und man am nächsten Tag dann "richtig" beginnt. Ist klar. 

Ich bin dann also ins Studio, habe Frauen schlaue Tipps zum Thema ausgewogener Ernährung und effektivem Krafttraining gegeben und bin selber zwischendurch ins Büro um "gesunde" Proteinriegel und Hähnchen (paniert) zu essen. Ich Hypokrit. Auf meinem Instagram Profil oder meiner Facebookseite sieht es ganz anders aus. Als könnte ich entweder alles essen ohne über Konsequenzen nachdenken zu müssen. ODER: ich verfolge einen strengen Trainings- und Ernährungsplan. ODER: ich bin ein wahrer Photoshop-Meister. Ich sage dazu mal was. Die Fotos sind schon echt. Allerdings gibt es pro Monat vielleicht zwei Tage, an denen solche Aufnahmen möglich sind. Und zwar nur dann, wenn ich nicht gerade meine Tage, meinen Eisprung, schlechte Laune, Stress, zu wenig geschlafen, zu viel gegessen oder einen kritischen Kommentar zu meiner derzeitigen physischen Verfassung gehört habe. Auf Grund meines Bizepsumfanges werde ich nämlich bei mir im Gym gerne mit den Typen verglichen. Leider werden dann Umstände wie mein Geschlecht und die daraus resultierenden körperlich anderen Grundgegebenheiten, gänzlich außen vor gelassen. Es gibt also immer etwas zu kritisieren. Warum sieht dein Arsch so weiblich aus? Warum bewegen sich deine Brüste beim laufen? Warum sieht man nicht alle drei Köpfe deines Trizeps? Warum kannst du noch keine 200 Kg Squatten? Sorry, Leute. Nur weil ich den ganzen Tag in Sneakers rumlaufe bin ich immer noch ein Mädchen. Aber an diesen zwei guten Tagen im Monat an denen alles stimmt, habe ich dann mal wahrgenommen, dass die Blicke der Männer nicht bedeuten: ihr Arsch ist zu Fett und die Brüste zu klein. Sondern: krasse Figur und heftiges Training. Und die Frauen manchmal nicht unfreundlich, sondern neidisch sind. Wenn alles stimmt, kann ich ein Foto von mir posten auf dem ich mich gut finde. Die restlichen 28 Tage bin ich unzufrieden und verhalte mich trotzdem kontraproduktiv.

Und ich kann nicht essen was ich will. Ich nehme zwar nicht am Bauch zu, aber an den Beinen und den Oberarmen. Durchs Training werden die Brüste immer kleiner, aber vom essen nicht wieder größer. Ich trinke niemals Alkohol. Was mit Sicherheit manchmal weniger Spaß bedeutet, aber auf diese Kalorien verzichte ich lieber, als auf mein Essen. Und ich kann auch nicht riskieren, das der unnötige Alkoholkonsum meine Trainingseffekte verringert, wo ich es ja zudem nicht mal schaffe meinem Sportbedarf 100% nachzukommen. Es ist also für mich genau so schwer, wie für jeden anderen. 

Ich dachte ich schreib mal was zu dem Thema. Und vielleicht liest es ja jemand, der sich manchmal Abends auch so fühlt. Wir kommen alle auf dem Weg ins Bett mal am Kühlschrank vorbei, der uns quasi ungefragt eine Tafel Schokolade aufzwingt. Und wir alle fassen darauf hin unseren aufgeblähten Bauch an und denken: heute schlafe ich sogar mit der "Bauchweg-Hose", ist ja ekelhaft. Und wir alle stehen zu oft bei H&M in der Umkleidekabine, sehen durch den zweiten Spiegel unseren Po in dem grausamen Licht und denken: Hoffentlich werde ich nie wieder nackt von einem Mann gesehen. Es ist nicht einfach sich schön und sexy zu fühlen. Es ist nicht einfach dem Bild näher zu kommen, was man selbst so gerne erfüllen würde. Und es gibt täglich tausend Hürden die es schwerer machen. 

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